Martin Löwenberg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Martin Löwenberg auf einer
antifaschistischen Kundgebung in München
Martin
Löwenberg (* 12. Mai 1925 in Breslau/Schlesien)
ist ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
und Verfolgter des Naziregimes, ehemaliger KZ-Häftling und
Überlebender des Holocaust.
Löwenberg war KZ-Häftling und Zwangsarbeiter,
Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
(VVN) und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Als
NS-Verfolgter und ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen
Widerstand berichtet Martin Löwenberg in zahllosen Zeitzeugengesprächen
an Schulen und bei Veranstaltungen.
Inhaltsverzeichnis
* 1 Leben
* 2 Zitate
* 3 Ehrungen
* 4 Quellen
* 5 Weblinks
Leben
Martin Löwenberg wurde als Kind sozialdemokratischer
Eltern am 12. Mai 1925 in Breslau geboren; sein Vater war Jude.
Sein älterer Bruder, Ferdinand Löwenberg, war ebenfalls
NS-Verfolgter und Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand.
1939 zwangen Martin Löwenberg die NS-Rassengesetze
seine landwirtschaftliche Lehre abzubrechen. 1942 schloss er seine
neu begonnene Sattlerlehre mit der Gesellenprüfung ab. 1944
wurde er verhaftet und ins KZ Flossenbürg in Bayern und später
nach Longwy/Villerupt, Lothringen und anschließend in das
KZ Leitmeritz (Litome(r(ice) (Außenlager des KZ Flossenbürg
in Tschechien) deportiert. Am 7. Mai 1945 wurde Martin Löwenberg
von der Roten Armee befreit.
Nach der Befreiung ging Martin Löwenberg
nach Weißenfels/Saale und wurde Gründungsmitglied der
örtlichen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)
und des örtlichen Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB).
Aus politischen Gründen wurde er in der jungen
Bundesrepublik verfolgt und verhaftet - wegen seines sozialistischen
und antifaschistischen Engagements in der Sozialdemokratischen
Aktion (SDA), die vom Staatsschutz im Kalten Krieg als Tarnorganisation
der verbotenen KPD eingestuft worden war. Zweimal stand er vor
Gericht und wurde verurteilt wegen seines Engagement für
die SDA und wegen Rädelsführerschaft in
der nach 1956 verbotenen KPD. 16 Monate musste Löwenberg
in isolierter Einzelhaft absitzen.
Martin Löwenberg und Philipp Müller
waren Jugendfreunde. Martin Löwenberg musste der Mutter von
Philipp Müller die Nachricht vom Tode ihres Sohnes überbringen,
der in Essen bei einer Friedensdemonstration von einem Polizisten
in den Rücken geschossen wurde und verstarb.
Auch nach der Freilassung blieb Löwenberg
politisch aktiv. So war er jahrelang Betriebsratsvorsitzender
bei einem Industriekonzern und Fachgruppenvorsitzender des Groß-
und Einzelhandels und in der Großen Tarifkommission der
Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV).
In den achtziger Jahren trat Löwenberg den
Grünen bei und war im Landesarbeitskreis gegen Rechtsentwicklung
und Neofaschismus. Löwenberg wollte die Anhänger der
Arbeiterbewegung mit der Ökologiebewegung zusammenbringen.
In den 1990er Jahren, trat er bei den Grünen mit der Begründung
aus, nicht weiter das linke Feigenblatt einer immer rechter
abrutschenden Partei zu sein.
Anfang der 1990er Jahren war Martin Löwenberg
Mitbegründer des seit Juni 2005 bestehenden, vom Verfassungsschutz
als linksextremistisch beeinflusst bezeichneten[1]
Bündnisses Münchner Bündnis gegen Krieg und
Rassismus, indem er antinazistische und antirassistische
Kräfte zum gemeinsamen Handeln bündelte. Auf bayerischer
Landesebene und für den Kreis München führt Martin
Löwenberg seit vielen Jahren Vorstandstätigkeiten für
die VVN-BdA durch.
Im November 2002 wurde der 77-jährige Löwenberg
wegen Aufrufs zum Widerstand gegen einen Aufmarsch der Neonazis
vom Amtsgericht München verurteilt. Tausende Münchner
hatten am 30. November 2002 versucht, einen Aufzug der Neonazis
zu blockieren. Christian Ude, Oberbürgermeister von München,
erklärte damals sich in den Weg zu stellen, ist eine
gute Sache.
Löwenberg, dessen jüdische Verwandte
zum Großteil in Vernichtungslagern ermordet wurden, rief
bei der antifaschistischen Kundgebung am Münchner Odeonsplatz
es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der
Demokratie entgegenzustellen und wurde daraufhin angeklagt.
Das Urteil löste einen Proteststurm aus. Die Süddeutsche
Zeitung titelte: Ex-KZ-Häftling wegen Nazi-Protest
verurteilt [2]. Dieter Hildebrandt thematisierte das Urteil
in seinem letzten Scheibenwischer.
Am 12. Dezember 2004 wurde ihm in Berlin gemeinsam
mit Esther Béjarano, Percy MacLean und Peter Gingold von
der Internationalen Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille
verliehen.
Zitate [Bearbeiten]
* Es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern
der Demokratie entgegenzustellen!
* Wer sich nicht zur direkten Gegenwehr auf die Straße
begibt, der leistet bewusst oder unbewusst der braunen Gewalt
Vorschub.
Martin Löwenberg zum Widerstand gegen
Aufmärsche von Neonazis
* "Die Nazidiktatur ist doch nicht über
Nacht über Deutschland hereingebrochen. Sie ist
gemacht, vorbereitet worden, einfach gesagt, von Menschen. Und
muss also auch von Menschen verhindert werden. Eine bittere Lehre,
die wir Überlebende der faschistischen Barbarei nach der
Befreiung ziehen mussten, war die Erkenntnis, dass Nazismus, Völkermord
und Krieg hätten verhindert werden können, wenn Antinazis
und Demokraten die Gefahr rechtzeitig erkannt und gemeinsam den
Kampf gegen die braune Pest geführt hätten."
* "Die Farbe des Antifaschismus ist nicht rot - sondern bunt
wie die Spektralfarben des Regenbogens."
Martin Löwenberg engagiert sich für
gesellschaftlich breiteste Bündnisse gegen Neofaschismus.
Er wendet sich gegen die Ausgrenzung von "bürgerlichen
Kräften" von linksradikaler Seite sowie gegen die Ausgrenzung
von "Autonomen", wie sie oft von bürgerlichen Kräften
betrieben wird.
Ehrungen [Bearbeiten]
* München leuchtet seinen Freunden
in Silber (2000)
* Carl-von-Ossietzky-Medaille (2004)
* Hans-Boeckler-Medaille des DGB (2005)
* Ehrenmedaille der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht
und Menschenwürde (Mai 2005)
* Auszeichnung für den großen Einsatz für
Münchens Schülerinnen und Schüler vom Münchner
Schülerbüro e.V. (2007)
Quellen
1. ? http://www.verwaltung.bayern.de/Anlage2988706/VerfassungsschutzberichtBayern2007.pdf
(S. 178)
2. ? http://www.sueddeutsche.de/muenchen/770/368586/text/
* ver.di Publik 03 (März 2005), S. 24 [1]
* amnesty journal Mai 2005: BEFREIUNG VOM NATIONALSOZIALISMUS.
Sprung in die Freiheit, Der ehemalige KZ-Häftling Martin
Löwenberg ist bis heute aktiv gegen Rassismus und Neonazis.
Ein Portrait von Anton Landgraf und Ferdinand Muggenthaler [2]
* Kontraste: Sendung vom 25. September 2003, Autor: Caroline Walter,
Marcus Weller, Anton Maegerle und Gabi Probst [3]
* R. Gössner: Die Menschenrechte. Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille
2004 Percy MacLean, Esther Béjarano, Peter Gingold, Martin
Löwenberg, Internationale Liga für Menschenrechte, Berlin
2005 (darin: Begrüßung, Eröffnungsrede und Abschließende
Worte).
* Rede von Martin Löwenberg bei der Schlusskundgebung Gegen
Naziterror, Rassismus und Antisemitismus! auf dem Münchner
Marienplatz
* VVN: Interview mit Martin Löwenberg [4]
* Audio Mitschnitt von der Veranstaltung 60 Jahre widerspenstiger
Widerstand - Martin Löwenberg und die Geschichte der politischen
Opposition in Bayern [6. Juni 2005]
Personendaten
NAME Löwenberg, Martin
KURZBESCHREIBUNG deutscher KZ-Überlebender, Antifaschist
und Gewerkschafter
GEBURTSDATUM 12. Mai 1925
GEBURTSORT Breslau, Schlesien
Von http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_L%C3%B6wenberg
Kategorien: Person (Widerstand gegen den Nationalsozialismus)
| Überlebender des Holocaust | Häftling im KZ Flossenbürg
| Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille | HBV-Funktionär
| SPD-Mitglied | KPD-Mitglied | Bündnis-90/Die-Grünen-Mitglied
| Deutscher | Geboren 1925 | Mann | Mitglied der VVN-BdA