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Martin Löwenberg auf einer antifaschistischen Kundgebung in München

 

Martin Löwenberg (* 12. Mai 1925 in Breslau/Schlesien) ist ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Verfolgter des Naziregimes, ehemaliger KZ-Häftling und Überlebender des Holocaust.

Löwenberg war KZ-Häftling und Zwangsarbeiter, Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Als NS-Verfolgter und ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand berichtet Martin Löwenberg in zahllosen Zeitzeugengesprächen an Schulen und bei Veranstaltungen.

Inhaltsverzeichnis
* 1 Leben
* 2 Zitate
* 3 Ehrungen
* 4 Quellen
* 5 Weblinks

Leben

Martin Löwenberg wurde als Kind sozialdemokratischer Eltern am 12. Mai 1925 in Breslau geboren; sein Vater war Jude. Sein älterer Bruder, Ferdinand Löwenberg, war ebenfalls NS-Verfolgter und Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand.

1939 zwangen Martin Löwenberg die NS-Rassengesetze seine landwirtschaftliche Lehre abzubrechen. 1942 schloss er seine neu begonnene Sattlerlehre mit der Gesellenprüfung ab. 1944 wurde er verhaftet und ins KZ Flossenbürg in Bayern und später nach Longwy/Villerupt, Lothringen und anschließend in das KZ Leitmeritz (Litome(r(ice) (Außenlager des KZ Flossenbürg in Tschechien) deportiert. Am 7. Mai 1945 wurde Martin Löwenberg von der Roten Armee befreit.

Nach der Befreiung ging Martin Löwenberg nach Weißenfels/Saale und wurde Gründungsmitglied der örtlichen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und des örtlichen Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB).

Aus politischen Gründen wurde er in der jungen Bundesrepublik verfolgt und verhaftet - wegen seines sozialistischen und antifaschistischen Engagements in der Sozialdemokratischen Aktion (SDA), die vom Staatsschutz im Kalten Krieg als „Tarnorganisation“ der verbotenen KPD eingestuft worden war. Zweimal stand er vor Gericht und wurde verurteilt wegen seines Engagement für die SDA und wegen „Rädelsführerschaft“ in der nach 1956 verbotenen KPD. 16 Monate musste Löwenberg in isolierter Einzelhaft absitzen.

Martin Löwenberg und Philipp Müller waren Jugendfreunde. Martin Löwenberg musste der Mutter von Philipp Müller die Nachricht vom Tode ihres Sohnes überbringen, der in Essen bei einer Friedensdemonstration von einem Polizisten in den Rücken geschossen wurde und verstarb.

Auch nach der Freilassung blieb Löwenberg politisch aktiv. So war er jahrelang Betriebsratsvorsitzender bei einem Industriekonzern und Fachgruppenvorsitzender des Groß- und Einzelhandels und in der Großen Tarifkommission der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV).

In den achtziger Jahren trat Löwenberg den Grünen bei und war im Landesarbeitskreis gegen Rechtsentwicklung und Neofaschismus. Löwenberg wollte die Anhänger der Arbeiterbewegung mit der Ökologiebewegung zusammenbringen. In den 1990er Jahren, trat er bei den Grünen mit der Begründung aus, nicht weiter „das linke Feigenblatt einer immer rechter abrutschenden Partei zu sein“.

Anfang der 1990er Jahren war Martin Löwenberg Mitbegründer des seit Juni 2005 bestehenden, vom Verfassungsschutz als „linksextremistisch beeinflusst“ bezeichneten[1] Bündnisses „Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus“, indem er antinazistische und antirassistische Kräfte zum gemeinsamen Handeln bündelte. Auf bayerischer Landesebene und für den Kreis München führt Martin Löwenberg seit vielen Jahren Vorstandstätigkeiten für die VVN-BdA durch.

Im November 2002 wurde der 77-jährige Löwenberg wegen Aufrufs zum Widerstand gegen einen Aufmarsch der Neonazis vom Amtsgericht München verurteilt. Tausende Münchner hatten am 30. November 2002 versucht, einen Aufzug der Neonazis zu blockieren. Christian Ude, Oberbürgermeister von München, erklärte damals „sich in den Weg zu stellen, ist eine gute Sache“.

Löwenberg, dessen jüdische Verwandte zum Großteil in Vernichtungslagern ermordet wurden, rief bei der antifaschistischen Kundgebung am Münchner Odeonsplatz „es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen“ und wurde daraufhin angeklagt. Das Urteil löste einen Proteststurm aus. Die „Süddeutsche Zeitung“ titelte: „Ex-KZ-Häftling wegen Nazi-Protest verurteilt“ [2]. Dieter Hildebrandt thematisierte das Urteil in seinem letzten Scheibenwischer.

Am 12. Dezember 2004 wurde ihm in Berlin gemeinsam mit Esther Béjarano, Percy MacLean und Peter Gingold von der Internationalen Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen.
Zitate [Bearbeiten]

* „Es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen!“
* „Wer sich nicht zur direkten Gegenwehr auf die Straße begibt, der leistet bewusst oder unbewusst der braunen Gewalt Vorschub.“

Martin Löwenberg zum Widerstand gegen Aufmärsche von Neonazis

* "Die Nazidiktatur ist doch nicht über Nacht über Deutschland „hereingebrochen“. Sie ist gemacht, vorbereitet worden, einfach gesagt, von Menschen. Und muss also auch von Menschen verhindert werden. Eine bittere Lehre, die wir Überlebende der faschistischen Barbarei nach der Befreiung ziehen mussten, war die Erkenntnis, dass Nazismus, Völkermord und Krieg hätten verhindert werden können, wenn Antinazis und Demokraten die Gefahr rechtzeitig erkannt und gemeinsam den Kampf gegen die braune Pest geführt hätten."
* "Die Farbe des Antifaschismus ist nicht rot - sondern bunt wie die Spektralfarben des Regenbogens."

Martin Löwenberg engagiert sich für gesellschaftlich breiteste Bündnisse gegen Neofaschismus. Er wendet sich gegen die Ausgrenzung von "bürgerlichen Kräften" von linksradikaler Seite sowie gegen die Ausgrenzung von "Autonomen", wie sie oft von bürgerlichen Kräften betrieben wird.
Ehrungen [Bearbeiten]

* „München leuchtet seinen Freunden“ in Silber (2000)
* Carl-von-Ossietzky-Medaille (2004)
* Hans-Boeckler-Medaille des DGB (2005)
* Ehrenmedaille der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (Mai 2005)
* Auszeichnung „für den großen Einsatz für Münchens Schülerinnen und Schüler“ vom Münchner Schülerbüro e.V. (2007)

Quellen

1. ? http://www.verwaltung.bayern.de/Anlage2988706/VerfassungsschutzberichtBayern2007.pdf (S. 178)
2. ? http://www.sueddeutsche.de/muenchen/770/368586/text/

* ver.di Publik 03 (März 2005), S. 24 [1]
* amnesty journal Mai 2005: BEFREIUNG VOM NATIONALSOZIALISMUS. Sprung in die Freiheit, Der ehemalige KZ-Häftling Martin Löwenberg ist bis heute aktiv gegen Rassismus und Neonazis. Ein Portrait von Anton Landgraf und Ferdinand Muggenthaler [2]
* Kontraste: Sendung vom 25. September 2003, Autor: Caroline Walter, Marcus Weller, Anton Maegerle und Gabi Probst [3]
* R. Gössner: Die Menschenrechte. Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2004 Percy MacLean, Esther Béjarano, Peter Gingold, Martin Löwenberg, Internationale Liga für Menschenrechte, Berlin 2005 (darin: Begrüßung, Eröffnungsrede und Abschließende Worte).
* Rede von Martin Löwenberg bei der Schlusskundgebung „Gegen Naziterror, Rassismus und Antisemitismus!“ auf dem Münchner Marienplatz
* VVN: Interview mit Martin Löwenberg [4]
* Audio Mitschnitt von der Veranstaltung „60 Jahre widerspenstiger Widerstand - Martin Löwenberg und die Geschichte der politischen Opposition in Bayern“ [6. Juni 2005]

Personendaten
NAME Löwenberg, Martin
KURZBESCHREIBUNG deutscher KZ-Überlebender, Antifaschist und Gewerkschafter
GEBURTSDATUM 12. Mai 1925
GEBURTSORT Breslau, Schlesien
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_L%C3%B6wenberg“
Kategorien: Person (Widerstand gegen den Nationalsozialismus) | Überlebender des Holocaust | Häftling im KZ Flossenbürg | Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille | HBV-Funktionär | SPD-Mitglied | KPD-Mitglied | Bündnis-90/Die-Grünen-Mitglied | Deutscher | Geboren 1925 | Mann | Mitglied der VVN-BdA